Frauenliteratur vom Gefängnis / Monireh Baradaran

Die schmerzlichen Erinnerungen niederzuschreiben bedeutet sie wieder zu erleben. Warum also beschreiben wir diese schmerzlichen Erlebnisse? Tun wir etwa, unserem Schmerz einen Sinn zu geben? Aufklärung? Die dunkle Seite der Geschichte in der Öffentlichkeit zu bringen, um sie nicht vergessen zu werden? Zur Stimmen, die zum Schweigen gebracht worden waren, Gehör zu schaffen?
Oder schreiben wir unsere Memoiren aus persönlichen Gründen? Vielleicht schreiben wir zuerst für uns selbst, damit unsere durch Folter verwundete Identität und Individualität zu trösten?
All diese Motivationen beeinflussen uns beim Schreiben. Aber die Suche nach der gebrochenen Identität und Individualität hat nach meiner Meinung mehr Bedeutung für uns, Frauen, beim Prozess von Schreiben.

Mein Thema für heute Abend ist die Gefängnisliteratur. Es gibt verschiedene Art von Gefängnisliteratur, wie z. B. Memoiren, Berichten, Erzählungen, Forschungen usw. Ich beschränke mich hier auf die Memoiren, Memoiren von Frauen, und versuche dadurch Frauenspezifische Merkmale im Gefängnis darzustellen.
In der Gefängnisliteratur haben Frauen besonders großen Anteil. Von den 37 Memoiren zu den Gefängnissen in der Islamischen Republik, stammen 20 Bücher von Frauen.

Frau zu sein in den islamischen Gefängnissen hat viele paradoxe Aspekte in sich und bedeutet für Frauen ein anderes Erlebnisse. Auf der einen Seite sind Frauen in der Vorstellung der islamischen Machthaber schwach und niedere Wesen, auf der anderen Seite sind sie aber, als politische Gegner nicht mehr „schwach“, sondern gefährlich und bedrohlich. Diese reale Frau ist ganz anders und mit dem Bild von Frauen, das im Kopf der Verhörern, Folterern, Richter steht, nicht zu identifizieren.
Sie demütigen die Frau, die politische Gefangene, aber gleichzeitig haben sie Angst vor ihr, genauso wie sie Angst vor einem männlichen „Feind“ haben.
Diese Paradoxie zwischen Fraubild von Islamischen Machthaber und der Rolle, die Frauen in der Tat als politischer „Feind“ haben, spiegelt sich in den Memoiren, die Frauen geschrieben haben.

Einige Beispiele:

-Beim Foltern:
Ich wurde Stundenlang mit gefesselten Händen und einem stinkenden Lappen im Mund geschlagen und gefoltert, bis ich das Bewusstsein verlor. Solange ich unter Folter war, mein Körper war gleichgültig für die Folterer. Es war ihnen kein Tabu, meinen Körper zu berühren; der Folterer nahm meine Uhr vom Arm, zog meine Socken aus, einer saß auf meinem Rücken. Aber gleich nach der Folterung war ich wieder Frau, die sich bedecken sollte und man durfte sie nicht berühren.
„Als ich wieder zu mir kam, war mein Körper frei. Die Decke war weg, und der Man saß nicht mehr auf mir. Wie im Rausch hörte ich aus weiter Ferne eine Stimme: „Bedecke dich, du schamlose Schlampe! Hast du kein Gefühl für Anstand und Moral?“ Vielleicht war mein Kopf frei, da die Decke weg war. (Monireh Baradaran, Erwachen aus dem Alptraum, S. 31,32)

Und Parvaneh Alizadeh schreibt in „Schau mal hin! Das ist echt“:
„Sie legten mich auf den Boden, zogen mir die Socken aus und warfen mir Tschador über den Kopf. Die Kabelschläge landeten auf meinen Fußsohlen, auf meinem Rücken. Damit der Tschador durch meine Bewegungen nicht wegrutschen konnte, schleuderten sie mir noch zusätzlich eine Decke über den Kopf. Ich rang nach Luft.“ (S. 27)

Wenn wir zum Verhör, Gerichtssaal oder irgendwo im Gefängnis gerufen wurden, da wir Augenbinde tragen mussten, wurden wir von einem Wächter geführt. Damit die Wächter uns nicht berühren mussten, gab man uns einen Stock oder einen Schlauch in die hand, der Wächter fasste das andere Ende des Holzstocks und so führte er uns.

Mehrangiz Kar schildert in ihrem Buch „die heilige Halskette“ die folgende Szene:
„Wenn der Gefangene weiblich war, reichten sie ihr einen Stock und nahmen selbst die andere Seite in die Hand, um ihre Hände die Hände der unreinen Gefangenen nicht zu berühren. Im Jahr 1997 hatten die Behörden keinen Stock, also benutzten sie ihre Socken.“ (Mehrangiz Kar, S. 194)

Diese widersprüchliche Zustand zwischen uns als politischer Gefangenen und dem traditionellen und uralten Bild von Frauen, das im Kopf der Fundamentalisten stand, tauchte auch bei den „Islamischen Tribunalen“ auf, deren Richter ein Geistlicher war. Die Frauen wurden befragt zu belanglosen Dinge, die nichts mit der Anklage zu tun hatten. : „Eure Platz ist im Hause. Ihr seid als Mutter und Ehefrau geschaffen und habt in der Politik nichts zu suchen“.
Was für die geistlichen Richter nicht wichtig war, war das rechtmäßige Verfahren des Prozesses. Es gab keinen Verteidiger; normalerweise war der Richter zugleich der Ankläger.

Aber wenn es um die Bestrafungen geht, sind Frauen und Männer gleich. Frauen werden gefoltert und hingerichtet.
Von ca. 5000 Hingerichteten zwischen 1981 und 1985 waren ca. 720, also 15% aller Hingerichteten, Frauen. ( Amnesty International) Wenn wir im Auge haben, dass in der patriarchalischen Hierarchie der oppositionellen Organisationen von damals Frauen den „unteren“ Positionen zugeteilt wurden, sehen wir, wie hoch die Zahl der hingerichteten, Frauen ist.

Es gab auch unterschiedliche Bestrafungen für die gleiche „Sünde“, wenn sie reine islamische Regelungen betrifft. Z. B. die Strafe der „abtrünnigen“ Frauen war Peitschen bis zum Tode; es wurde erst aufgehört, wenn die Gefangene Reue zeigte.

Parvaneh Alizadeh schreibt:
-„Eines Morgens kam der Hadji in die Zelle der Linken und sagte: Ladjevardi (Direktor der Gefängnissen in Teheran) hat angeordnet, dass diejenigen, die nicht fünfmal am Tag ihr Pflichtgebet sprechen, für jedes versäumte Gebet fünf Peitschenhiebe bekommen sollen.
Eine Revolutionswächterin wurde zur Durchführung dieses Befehls bestimmt, Am ersten Tag kamen sie fünfmal in unsere Zelle und gaben uns je fünf Peitschenhiebe, das heißt insgesamt 25. Am zweiten Tag gaben wir auf, es war unerträglich. Also fingen wir an zu beten.„ (S. 95)

Solche Bestrafung wurde im Jahre 1988, zur Zeit des schlimmsten Massakers in den Gefängnissen im Iran, an linksorientierten Frauen praktiziert. Im gleichen Fall wurden Männer hingerichtet.
Diesmal haben vielen Frauen die Peitschen wochenlang widerstanden.
Efat Mahbaz schildert in ihrem Buch, „vergiss mich nicht“ die Tage dar, in denen sie und andere Frauen Fünfmal am Tag bei der Gebetsstunde gepeitscht wurden.
Sie berichtet: Wenn der Muezzin zum Sonnenaufgang gegen 4 Uhr zum Gebet rief, wurden die Zellen geöffnet, die Gefangenen rausgeholt, im Gang auf eine Metallpritsche gelegt und gepeitscht. Zum zweiten Mal kamen sie nach dem Ruf des Muezzins zum Mittagsgebet und gleiche Szene, zum dritten Mal um 4 Uhr mittags, dann noch mal um 20.00 Uhr und zum letzten Mal spät nachts. 25 Peitschenhiebe in fünf Gängen. (S. 200)

Efat hat fünfzehn Tage die Peitschen ausgehalten, und gleichzeitig einen Hungerstreik gegen diese Urteil durchgehalten.

Doppelbelastungen

Die Autorinnen schreiben über Doppelbelastungen, die nur sie tragen sollten. Z.B. es waren Mütter, nicht Väter, die sich für ihre Kinder sorgen sollten. Obwohl das Sorgerecht den Vater gehört, und wenn der Vater hingerichtet oder gestorben war, hat der Großvater väterlicherseits das Sorgerecht für das Kind.
Maryam Noori, Autorin von „ Die Suche nach der Freiheit“ bringt ihr Kind im Gefängnis zur Welt und nach drei Monaten gab sie ihn zu ihrer Familie. Nach sechs Monaten kam das Kind wieder ins Gefängnis, weil es für Maryam’s Familie zu schwer war, für ihn zu sorgen. Als das Kind, Aydin, über 1 Jahr alt war, sollte er wieder zur Großmutter geschickt werden.

Maryam schreibt:„ Ein Pasdar sollte Aydin zu meine Mutter bringen. Aydin wollte nicht zu dem Pasdar gehen und weinte. Er hatte Angst vor ihm, weil er ein Man war und trug keinen Tschador. Endlich ging er zu dem Schoß des Pasdars. Danach, als Pasdar ihn zu meiner Mutter weitergeben wollte, wollte Aydin sich nicht von ihm trennen. Er nahm die Haare des Pasdars fest in die Hand und heulte. Diese Szene war die gleiche, die vor ein paar Monaten passierte. Damals wollte er sich nicht von der Großmutter trennen und zu mir kommen.“ (S.99)
Maryam erzählt uns von ihren Schuldgefühlen. Ihr Mann wurde im Sommer 1988 hingerichtet.

Fariba Sabet, Autorin von „Erinnerungen aus dem Gefängnis“, schreibt wie ihre Tochter, Sahar, die fast drei Jahre bei ihr, der Mutter, im Gefängnis bleiben sollte, die ersten Kenntnisse von der Welt in einem engen Raum erfahren sollte. Sahar kannte viele Dinge, wie Auto, Ice-Creme, die für alle Kinder in ihrem Alter selbstverständlich sind, nur durch Fernsehen. Männer waren für sie fremd und sie hatte große Angst vor ihnen. Ihre Vorstellung vom Menschen war Frau. Sahar war nicht das einzige Kind in der Abteilung; es gab 12 Kinder.
Fariba erzählt von ihren Spielen, in denen sich der Alltag des Lebens in Gefangenschaft widerspiegelte. So schlossen sie sich manchmal zusammen, marschierten wie die Revolutionswächter auf dem Flur auf und ab und schrieen laut: „Gott ist groß“.
Manchmal legten sie sich gegenseitig Augenbinden an, eine gab der anderen ein Stück Holz in die Hand, fasste das andere Ende des Holzstückes und führte sie so zum Verhör.

Hejab

Weibliche Gefangene sollten sich mehr bedecken als es außerhalb des Gefängnisses üblich war. Sie wurden gezwungen, sich mit schwarzem Schleier, wie er für Hezbollah- Frauen typisch ist, zu bedecken. Ihr Schleier durfte nicht einmal aus traditionellen bunten Stoffen gemacht sein. Eine kleine Abweichung wurde als Vorwand zur Bestrafung genommen. Im Sommer 1985, als einige Gefangenen sich weigerten, sich mit einem schwarze Schleier zu bedecken, wurden sie besonders scharf bestraft.

Soudabeh Ardavan schreibt:
„Gefangene hassten immer Schwarze Schleier, da immer wenn eine Frau Reue zeigte und zur Tawab wurde, trug sie als erste einen schwarzen Tschador und eine lange Magna’e.
Die linksorientierten Gefangenen distanzierten sich von dieser Farbe, ohne dafür eine Theorie oder einen Hinweis zu haben. Die meisten Frauen trugen einen leichten und bunten Tschador. So unterschieden sie sich- mindestens äußerlich- von den Wächterinnen. Eines Tages kam ein Befehl, der lautete: Niemand darf mit buntem Tschador die Abteilung verlassen und zum Besuch gehen.“ (S. 102)

So wurde ihnen der Besuch verboten und danach wurden sie in den dunklen Keller eingesperrt. Einige von ihnen wurden ausgepeitscht, während die anderen ansehen mussten. Nach mehreren Monaten wurden sie zum Tragen der schwarzen Schleier verpflichtet.

Und zwei Jahre später.
„ Einmal, als Mutter (eine 50 jährige Frau, die von Gefangenen Mutter genannt wurde) unterwegs zum Besuchersaal war, sah eine Wärterin, dass sie unter ihrem schwarzen Tschador kein zusätzliches Kopftuch trug. Sie schickte sie wieder in die Zelle zurück und befahl ihr, ein Kopftuch anzulegen. Mutter ging zurück in die Zelle, aber sie holte kein Kopftuch und ging auch nicht in den Besuchersaal.“ (Baradaran, S. 255)

Druck und Erniedrigung wegen Hygienebinden und anderen notwendigen Dingen

Manchmal waren unsere intimen Angelegenheiten der Anlass, uns zu erniedrigen. Bei harten Bestrafungen wurden Binden vorenthalten. Wir waren im Jahr 1983 in einer Strafabteilung und man verweigerte uns Hygienebinden.
„ Wir zerrissen die Säume unserer Kleider und stellten daraus Binden her. Wir sagten zu der Tawab, die uns zu Toilette begleitete, dass wir Binden brauchten, worauf sie antwortete: ‚Das geht mich nicht an, fragt doch den Hadji.’ Das taten wir in unserer Not auch. Seine Reaktion: ‚Ihr dreisten Drecksweiber. Ihr sollt euch schämen, über so etwas zu sprechen.’
Später bekamen wir die Binden doch.“ (S. 136, Baradaran)

Frauen schreiben anders?

Oft habe ich gehört, Männer schreiben mehr über Politik, Frauen mehr über Gefühle. Solche Antwort auf unsere Frage ist nichts mehr als ein Klischee. Richtig ist zu sagen, Frauen schreiben anders, weil sie Politik und ihre Umgebung anders erleben. Die Autorinnen schreiben auch über die Dinge, die oft in der politischen Literatur und der politischen Sprache als unwichtig betrachtet werden.

Z.B. die Frauen schildern in ihren Büchern ihr Alltagsleben. Sie schildern, wie sie die Arbeit in den Zellen organisieren, wie sie Essen, Schlafplätze, Duschen, Toiletten u s w. verteilen. Sie schreiben, wie sie im Gefängnis freudige Anlässe suchten, zu feiern. Norouz, als Neujahresfest, war einer dieser Anlässe, das laut der Autorinnen jedes Jahr und unter allen Bedingungen gefeiert wurde.

»Durch das winzige Fenster drang der Frühlingsduft wahrnehmbar herein. Der März nähert sich und damit mein zweites Norouz im Gefängnis. Wir putzten den gesamten Trakt, die Türen, die Wände und sogar die Decken. Es war eine Lust, die brachliegenden Energien und den jugendlichen Elan sinnvoll einzusetzen. ‚Haft-Sin, die sieben Teilen, die mit dem Buchstaben ‚S’ beginnen, war natürlich nicht in Vergessenheit geraten. Jeder kümmerte sich eifrig um die Beschaffung dieser Dinge. Unser grau in grau ablaufendes Leben sollte mindestens für einen Tag bunt und schillernd sein.
Alle waren erfüllt von Freude und Glücksgefühl. “ (Baradaran, S. 109)

Enge Freundschaften spielen in vielen Lebenserinnerungen eine wichtige Rolle. Damit spendeten Frauen einander Trost, Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Die Freundschaften haben manchmal rein platonischen Charakter. Auf die Freundin richtet sich Liebe und Aufmerksamkeit.

„Am darauffolgenden Tag teile mir eine Frau, die durch Morsen Verbindung mit der Nebenzelle hatte, mit: ‚Wenn es dreimal an der Wand klopft, ist das für dich.’ Die Zellentüren waren verschlossen, und wir konnten uns nicht auf dem Flur treffen. Es klopfte dreimal, das bedeutete: mein Telefon klingelt. Ich legte mein Ohr an die Wand, wie man einen Hörer ans Ohr legt. Ich klopfte auch dreimal, das heißt: ‚Ich bin’s. Mein Herz schlug heftig. Es war Schokat. . .
Die Wand zwischen uns spielte eine widersprüchliche Rolle. Obwohl sie uns trennte, machte sie unsere Freundschaft sogar noch enger, denn wir trauten uns zuzugeben: ‚Ich liebe dich.’ Und wir tauschten weiche und zärtliche Worte aus. Die Betonwand schluckte unsere Furcht und Scham.“ (Baradaran, S. 316)

Es kam vor, dass die Zuneigung zueinander wegen der Unterschiede der politischen Meinungen verborgen bleiben sollte. Efat schreibt:

„In Bezug auf solche Freundschaften kamen manchmal komische Ereignisse vor. Einer von denen war die Liebe zwischen Dr. Minoo und Farzaneh. Minoo gehörte zu Feda’ian Aksariat, die in den ersten Jahren die Islamische Republik unterstützt hatte und Farzaneh gehörte zu der Organisation RAH KARGAR, die die Politik von Aksariat als Verrat bezeichnete. Es gab keinen Kontakt zwischen den Anhängern von beiden Seiten. Minoo und Farzaneh liefen immer in Hofgängen gegeneinander, um bei jedem hin und her sich begegnen und zueinander lächeln zu können. Sie haben dies immer bis zu ihrer Freilassung gemacht ohne miteinander zu reden.“(S.158)

Gefangene können zu Bäumen, Sträuchern, Steinen, Sternen, Wolken und zum Mond, zur Natur überhaupt, eine starke emotionale Beziehung aufbauen.
Ein Vogel, der hinter dem eisernen Gitter unseres Fensters ein Nest gebaut hat, wurde unser teuerer Freund.

Natur ist aber im Gefängnis oft verborgen. Man sieht und fühlt sie durch Fenster. Ein Fenster spielt eine große Rolle im Gefängnisleben und taucht nicht selten in den Erinnerungen von Frauen auf. Ein Fenster bedeutet eine Portion vom Himmel und der Sonne.

Als Parvaneh in das Gefängnis- Ghezelhesar- verlegt wird, zieht bei der Beschreibug der Zelle das Fenster ihre Aufmerksamkeit auf sich.
„Gegenüber der Zellentür befand sich ein Fenster. Ich schaute hinaus. Zum ersten Mal nach drei Monaten Haft sah ich den Untergang der Sonne, die ihren letzte Strahlen zu den Lebendigen schickte. Wie schön ist der Himmel, und wie schön ist doch die Freiheit„ (S. 87)

Ein entlaubte Baum im herbst, der traurig im Hof stand, spiegelte unsere Leben und Trauer wider.
Oder:
„Jetzt konnte ich durch das Fenster hinausschauen. Aber es gab keinen Baum in dem Hof, damit ich die Farbe des Herbsts sehen konnte.“ (Baradaran)

Fariba Sabet:
– „Als ich Morgen Früh die Augen öffnete, erregte die Sicht auf den Sonnenaufgang hinter den Gittern meine Aufmerksamkeit. Einige rosafarbene Wolken waren in den Himmel gestreut. Die Sonne zog langsam hoch. Oh, wie schön war sie! Draußen hatte ich nie den Sonneaufgang so herrlich genossen. Ich blieb da und schaute, bis die Sonne ganz hochkam und blinzelte mir in die Augen.“

Soudabeh Ardavan stellt ihre Erinnerungen mit Bildern dar. Nicht nur Wörter, sondern auch Bilder sind ihre Materialien. Sie war Studentin, als sie verhaftet wurde. Ihre Bilder zeigen uns bei der Arbeit, dem Schlafen, beim Lesen usw. Viele Bilder sind bei gelegentlichen Durchsuchungen verloren gegangen, Teils aber zum Glück gerettet worden. Und jetzt sind sie Zeuge, wie wir unser Alltagsleben im Gefängnis verbracht haben. Eines von ihren Bildern zeigt eine Frau, die durch ein winziges Fenster in den Himmel blickt.

Sie schreibt:
-„Ein schmales Fenster durch dicke Eisenstäbe! Wir vermuten, dass die männlichen Gefangenen, die vor uns hier waren, die Eisenstäbe aufgebogen haben, damit man nach draußen blicken konnte. Aus diesem Fensterchen konnte man das Licht und auch die Wahrheit sehen. Dies ärgerte die Wächter. So bauten sie vor den Fensterchen eine Wand aus Kunststoff, um unsere kleine Portion Blumen und Grünem wegzunehmen. Sie wollten, dass wir die Dunkelheit als Wesen des Lebens akzeptieren. Vergeblich war ihr Versuch, die Sonnenstrahlen zu verbergen.“

Zusammenfassung: Zwei Besonderheiten sind bei der Gefängnisliteratur von Frauen bemerkbar:
– Darstellung Frauenspezifische Situationen, die nur sie erleben sollen
– Offenheit und Aufmerksamkeit auf ganz normale menschliche Dinge und Beziehungen, die für ihre Brüder oft gleichgültig sind.

Karlsruhe, 16.3.2009

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