Auf unseren Protestbrief gegen die Ausstellung .Munaqabba- hat uns im Namen der Ministerin die Abteilungsleiterin für Kultur im Ministerium für Kultur und Wissenschaft geantwortet. Die Antwort zeigt uns, dass die notwendige kritische Haltung im Vorfeld der Projektgenehmigung durch nichts gesichert wurde und die Kontrollmechanismen – sofern es sie
überhaupt gibt – versagt haben. Wir möchten exemplarisch auf zwei Stellen in der Antwort kurz eingehen:
-Nach Auskunft der Jury hat der eingereichte Projektantrag gerade dadurch überzeugt, dass die Künstlerin ihre Arbeit in einen konzeptionellen Kontext stellt. So geht es im Projektantrag explizit um eine Auseinandersetzung mit fundamentalistischen Lebensarten und Weltanschauungen und nicht um deren Förderung.-
Diese Antwort ist für uns nicht nachvollziehbar. Die Ausstellung ist einseitig! Soweit wir im Vorfeld sehen können, kommt in der Ausstellung keine einzige Frau zu Wort, die zum Tragen des Vollschleiers gezwungen wurde, keine einzige Frau, der keine andere Möglichkeit blieb, als sich
komplett zu verhüllen, keine Frau, die Gewalt erfahren hat, als sie die Komplettverhüllung abgelegt hat, keine Frau, die untertauchen musste, damit sie nicht Opfer von Gewalt wird. Im Begleitprogramm ist diese kritische Haltung ebenfalls nicht vorhanden. Daher fragen wir: Was im konzeptionellen Kontext von Frau Pfrüner hat die Jury davon
überzeugt, dass hier eine Auseinandersetzung mit fundamentalistischen Lebensarten stattfindet und nicht die bloße allein schon durch die Auswahl der -Munaqabbis- positive Darstellung?
-Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat die klare Erwartung, dass diese Auseinandersetzung kritisch erfolgt und sich dies auch deutlich wahrnehmbar in der Ausstellung wiederfindet.-
Wir fragen: Hat die Jury, auf die sich das Ministerium blind verlassen hat, denn nicht gesehen, dass die Ausstellung selbst einseitig und unkritisch ist? Hat die Jury nicht gesehen, dass das Begleitprogramm keine Themenstellung hat, die eine kritische Auseinandersetzung wenigstens
vermuten lässt? Wie soll das oben genannte Ziel ” -die kritische Auseinandersetzung soll sich deutlich und wahrnehmbar in der Ausstellung wiederfinden- ” realisiert werden, wenn die kritische Seite konzeptionell völlig außen vor gelassen und ausgesperrt ist?
An die Adresse des Ministeriums sei gesagt: Mit der Förderung dieser Ausstellung konterkarieren Sie Ihre eigenen Beschlüsse!
Antrag -Prävention und Repression – für eine stimmige Gesamtstrategie gegen Salafismus in NRW- (Drucksache 17/2750) der Fraktionen CDU und FDP im Landtag sowie der Entschließungsantrag der SPD und Bd. 90/Die Grünen (Drucksache 17/3730)
Auf die Antwort des Kulturamts der Stadt Köln warten wir übrigens noch.
Proteste : Wir haben von Protesten am Freitag, 21.6. um 19 Uhr und Sonntag, 23.6. um 15 Uhr erfahren. Diese sind durch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ebenso gedeckt, wie das Recht der Künstlerin, diese Ausstellung durchzuführen.
Als Frauen, Frauenrechtlerinnen, Menschenrechtlerinnen und Demokratinnen sehen wir uns nicht nur verpflichtet, uns mit dem Thema Vollverschleierung sachlich und kritisch auseinander zu setzen, sondern solchen antidemokratischen, salafistischen Entwicklungen vehement
vorzubeugen. Die Strukturen unseres Landes, die mit ihrer finanziellen und ideellen Förderung Signale setzen, müssen sich mit unserer Kritik auseinandersetzen. Daher regen wir an, persönliche Meinungen direkt an das Kulturamt, Ministerium und/oder das Landesbüro zu
schreiben.
Da die Antwort auf einen öffentlichen Brief ebenfalls öffentlich ist, nachfolgend das Schreiben des Ministeriums Euch/Ihnen zur Kenntnisnahme.
Mit freundlichen Grüßen,
Hellen Vaziry, Lale Akgün, Fatos Aytulun, Fahimeh Farsaie, Ciler Firtina, Ferdos Tadjdini