Diese Rede wurde im Rahmen eines Kongresses vom “FRAUEN IN
NATURWISSENSCHAFT UND TECHNIK e.V.” im Mai 2006 gehalten.
Liebe Frauen,
ich möchte Sie hiermit recht herzlich begrüßen und für Ihr Interesse an diesem Vortrag bedanken.
Bevor ich jedoch mit meinen Ausführungen anfange, möchte ich mich erst einmal ganz herzlich bei meiner Freundin, Trude Menrath, für ihre Unterstützung bei der Korrektur des Vortrags bedanken.
Als ich 1980 aus der Polytechnik Fakultät in Teheran wegen politischer Aktivität entlassen wurde, studierte ich im letzten Semester Elektrotechnik. Damals betrug der Frauenanteil unter den Studenten der Elektrotechnik ca. 5%.
Frauen haben massenhaft an der islamischen Revolution teilgenommen. Viele Mädchen aus fundamentalistischen Familien durften das erste Mal auf die Strasse gehen und demonstrieren.
Der Islamische Revolutionsführer wollte Frauen auf der einen Seite auffordern in Massen auf die Strasse zu gehen und sie auf der anderen Seite in islamische Grenzen zurückdrängen.
Dieser Widerspruch hat sich von Anfang an in der islamische Revolution gezeigt.
In der Fakultät, in der ich studierte, stellten Frauen etwa 15% der gesamten Studentenschaft. Doch nach der islamischen Revolution, waren mehr als 30% der Studenten, die wie ich nicht studieren durften, Frauen.
1998, nach meiner Flucht nach Deutschland, als ich mein Studium in Nachrichtentechnik an der Fachhochschule Köln anfing, bemerkte ich, dass außer mir nur zwei andere Frauen immatrikuliert waren. Nach den Mathe Fachprüfungen waren beide Frauen weg. Im dritten Jahrgang, bei der Vorlesung über Mikrocomputer, hat der Dozent mich als erste Frau, die nach 30 Jahren an diesem Fach teilnahm, begrüßt.
Dadurch merkte ich, dass Frauen hier im technischen Bereich noch weniger vertreten sind als im Iran. Dies hat mich verwundert.
Welche Gründe könnte das haben?
Haben Frauen in der dritten Welt mehr Interesse an Technik?
Oder wollen Frauen in den Industrieländern bewusst nicht in die Technik, weil sie nicht humanistisch ist.
Könnte es sein, dass Frauen in den Industrieländern Technik als unmenschlich empfinden?
Ich war lange mit diesem Thema im Hinterkopf beschäftigt. Das hat mich bewogen, nach langen Jahren, an dieser Konferenz teilzunehmen und über meine Informationen und Erfahrungen zu sprechen.
Erst habe ich über meine Motivation nachgedacht. Ich hatte schon immer Interesse an Mathematik und auch an Literatur. Hätte ich nach meiner Begabung gewählt, wäre ich Journalistin geworden. Aber ich habe Elektrotechnik studiert. Ein „männliches“ Fach habe ich deshalb gewählt, da ich das erste Kind meiner Mutter bin. Sie sollte keine Nachteile gegenüber anderen Müttern, die Söhne haben, erfahren.
Als Frau aus der „Dritten Welt“ glaubte ich stets, dass es eine solche Diskriminierung von Frauen in Industrieländer nicht gäbe. Dass Frauen, wie ich, hier kein technisches Fach studieren, weil sie gegen diese Art von Diskriminierung nicht angehen müssen.
Aber die Realität hier lehrte mich, dass die Entwicklung von Technik am meisten von Männern realisiert wird. Warum machen sich Frauen in den Industrieländern darüber so wenig Gedanken?
Ich habe als Zwangsimmigrantin seit 20 Jahren keinen direkten Kontakt zu meinem Land. Deswegen habe ich anhand von Veröffentlichungen iranischer Forscherinnen und iranischer Zeitschriften Informationen über Frauenaktivitäten im akademischen Bereich gesammelt und möchte Sie heute darüber informieren.
Die Frauen, die im 1979 für die Revolution in den Straßen demonstrierten, hätten nicht gedacht, dass sie sich nach der islamischen Revolution mit solchen Gesetze, mit dieser Realität auseinander setzen müssten.
Nach der Revolution, sollte die wichtigste Aufgabe von Frauen das Gebären und Erziehen von islamischen Helden sein, um damit die Islamische Republik zu unterstützen.
Abtreibungen wurden verboten und kinderreiche Familien wurden belohnt. Verhütungsmittel waren schwer zu beschaffen. Viele Frauen hatten ihre Verhütungsmittel auf Wunsch ihrer Männer abgesetzt. Nach ein paar Jahren hatte die Regierung das Problem, dass die Bevölkerung dermaßen gewachsen war, dass es an Ausbildungsmöglichkeiten und Bildungseinrichtungen fehlte. Erst dann fing die Regierung an, Familien mit 2 Kindern zu propagieren.
Laut Forschungen von Frau Dr. Schadi Talab, Dozentin und ehemalige Leiterin des Frauenforschungszentrums der Teheraner Universität, wurden in den ersten 10 Jahren nach der Revolution, Frauen als Mütter und Ehefrauen propagiert. Viele Maßnahmen der Regierung zielten darauf, die Frauen nach Hause zurückzuschicken. Diese Maßnahmen waren unter anderem eine frühe Rente für Frauen, Entlassung wegen nicht Einhaltung der islamischen Kleiderordnung, Schließung von staatlichen Kindergärten[1].
Frauen wurden von ihren ehemalige Arbeitsstellen entlassen und zu Beschäftigungen geschickt, die als spezifisch weiblich bezeichnet wurden, wie z.B. Krankenschwester, Lehrerin oder Sekretärin[2].
Die folgende Statistik zeigt die Konsequenzen dieser Maßnahmen.
In diesen 10 Jahren ist die Anzahl der beschäftigten Frauen von 1,2 Millionen auf 975,000 gesunken, in Prozentzahlen ausgedrückt, eine Verminderung der Frauenbeschäftigung von 14,7% auf 8,9%.
Später, nach dem Krieg, im Jahr 1996, hat sich die Rate auf 12,1% gesteigert, da außer Krieg, ein gesellschaftlicher Meinungsumschwung gegenüber Frauen stattfand.
In dieser Zeit waren 35,4% der IranerInnen gegen Frauentätigkeiten außer Haus. Deutlich weniger als vorher[3].
Von den beschäftigten Frauen waren 43% im Schul- und Erziehungswesen, 40% im medizinischen Bereich und weniger als 5% in technischen Berufen tätig[4].
Obwohl bei der Revolution Frauen in Massen auf die Strasse gegangen waren und viele Kritiker die Meinung vertreten, dass die Revolution deshalb mit minimaler Gewalt in einem Land der dritten Welt verlief, weil Frauen so massiv daran teilgenommen hatten, sind danach jedes Jahr 24000 Frauen arbeitslos geworden.
Mit diesen Daten kann man die Angst der beschäftigten und akademische Frauen, die bereits zwei Wochen nach der Revolution gegen Frauendiskriminierung protestiert haben, besser verstehen. Diese Protestdemonstration von Frauen war die erste Aktion gegen die Islamische Regierung.
Frauen und Oppositionelle wurden unter dem Titel „Reinigung der Arbeitsplätze“ entlassen. Manche Positionen wie Richter oder technische Fächer wurden für Frauen gänzlich verboten. Trotzdem haben Frauen stets mehr Interesse an Bildung und dem Wunsch ein Teil der Gesellschaft zu sein, gezeigt.
Die islamische Regierung konnte die Frauen nicht nach Hause zurückschicken, obwohl sie das mit allen Tricks und massiver Gewalt versuchte.
Im Iran erfolgt die Immatrikulation an den Universitäten nur nach bestandener umfangreicher Aufnahmeprüfung, an der mehr als anderthalb Million Bewerber teilnehmen. Alle privaten und staatlichen Hochschulen, Universitäten zusammen bieten ca. 170,000 Studienplätze an. Ein großer Teil dieser Plätze sind für Anhänger der Regierung mit unterschiedlichen Kriterien reserviert, z. B. für die Familien der „Hisbollah“, die am Krieg teilgenommen haben. Die SchülerInnen, die nicht Anhänger der Regierung sind, oder keine Reservierungskriterien nachweisen können, müssen es durch eigene Leistungen schaffen.
Trotz aller Behinderungen, ist an den staatlichen Universitäten seit 1998, jedes Jahr der Anteil von Frauen, die die besagten Aufnahmeprüfungen bestanden haben, gestiegen. Die Frauenrate betrug 1998 52,1%, 1999 57,2%, 2000 59,9%, 2001 und 2002 jeweils 62% und 2003 65% [5].
Der Frauenanteil in unterschiedlichen universitären Fächern beträgt z.Zt. z.B. in Bereich Medizin 45%, in den Naturwissenschaften 38%, Geisteswissenschaft 37% , Technik 5% [6].
1990 kamen auf 100 Studenten 37,4 Studentinnen. Diese Relation hat sich 2002 explosionsartig auf 110,5 gesteigert [7].
Nach dem Bericht von Herrn Mahdi Araii, Wissenschaftler der iranischen Regierung in der Sitzung der Organisation der Vereinten Nationen, ist das Verhältnis von Schülerinnen und Studentinnen zu Schülern und Studenten von 79,2% im Jahr 1990 auf 93,1% im Jahr 2002 gestiegen[8].
Dieses Wachstum entsteht durch die Zunahme des Frauenanteils und gleichzeitige Abnahme des Männeranteils an den Universitäten.
Warum wollen Frauen so massenhaft studieren? Haben iranische Frauen eine besondere Begabung?
Die Statistik zeigt verrückte Daten, Iran als ein Land der dritten Welt hat 14 Millionen Analphabeten, 1990 waren 62% davon Frauen[9].
Zur Zeit ist der Anteil von schriftkundigen Frauen gegenüber Männern im Alter zwischen 15 und 24 nach der iranischen Statistik von 87,9% im Jahr 1988 auf 97% im Jahr 2002 gestiegen.
Betrachtet man die Statistik näher, zeigen sich andere Wahrheiten. Der Anteil von Mädchen in Grundschulen, in Städten mit niedrigem Haushaltsbudget unterscheidet sich deutlich von reicheren Städten. Je ärmer die Stadt, desto weniger Mädchen können zur Schule gehen. z. B. im Südosten Irans oder Kurdistan[10].
Aber im allgemeinen kann man sagen, dass der Mädchen/Frauenanteil 1990 in Grundschulen 92%, in der Oberstufe 71% und in Universitäten 41% betrug.
Das Leben in Landkreisen und Städten wirkt sich auch auf die Statistik aus. 1986 waren in Städten 87,92% Frauen zwischen 6 und 24 Jahren schreibkundig, aber in den Dörfern nur 58,83%. c. a. 82% vergleich mit Männer
Aus welchem Grund gibt es immer mehr Akademikerinnen? Hat die islamische Regierung das geplant?
Folgende Nachrichten, zeigen auf, dass es nicht geplant, sondern gegen den Wunsch dieser Regierung passiert.
Nach Forschung von Frau Mehrangiz Kar, einer sehr bekannten Anwältin und Frauenrechtlerin, die zur Zeit in Exil lebt, ist in iranischen Universitäten die Immatrikulation in 29 Fächer der Ingenieurwissenschaften, 8 Fächer der Naturwissenschaften und 10 Fächer im Bereich der Geisteswissenschaften für Frauen verboten[11].
Diese 47 verbotenen Fächer sind z.B. Kommunikationstechnik, Gerichtsverhandlung, Diplomatische Beziehungen, Konsulat, Politikwissenschaft im Bereich der Nationalsicherheit,……
Dagegen ist eine Immatrikulation für Männer in zwei Fachbereichen verboten:
1- Krankenpflege
2- Hebamme
Daran erkennt man, dass alle Studienfächer, die Führungspositionen beinhalten könnten oder in Bereich Flugwesen, Schifffahrt, Straußenbau, usw. gelegen sind, sind von Anfang an für islamische Männer reserviert.
Um die Pläne der Vereinten Nationen in der „Dritten Welt“ zu realisieren, hat die islamische Regierung ein Zentrum unter dem Namen „ Frauenberatung“ im Büro des Präsidenten der Republik gegründet. Diese Beratungsstelle kann nur ihre Meinungen gegenüber der Regierung äußern, oder an Ministeriumssitzungen ohne Stimme teilnehmen. Jeder Vorschlag dieser Organisation kann nur realisiert werden, wenn das zuständige Ministerium damit einverstanden ist. Interessanterweise, reichte das Vertrauen nicht, die wichtigste Position in dieser Organisation mit einer Frau zu besetzen.
Auch auf Bestreben der Vereinten Nationen hat 2000 eine Versammlung von Frauen und Männer unterschiedlicher Ebenen der Regierung und unabhängiger Personen und Akademikerin stattgefunden. Diese Sitzung sollte die Verbesserung der Fähigkeit von Frauen im Iran planen und Diskriminierung auf Grund des Geschlechts beseitigen. Merkwürdig; zwei Frauen der Regierungsseite, die Beraterin des Präsidenten im Frauenbereich und die Leiterin in Frauenpolitik, haben einen Vertreter geschickt und mitgeteilt, dass sie keine Zeit für diese Sitzung hätten. Statt ihrer haben autonome Frauen, die mehrheitlich Dozentinnen sind, aktiv teilgenommen. Aber sie haben keine Macht und keinen Einfluss auf die Regierung.
Man kann weiter schauen. Was bekommen Frauen nach dem Studium?
Nach dem Bericht von Frau Dr. Schadi Talab, werden Frauen am meisten in den Bereichen Erziehung und Bildung eingestellt, andere Bereiche der Gesellschaft bleiben weiterhin unter der Führung der Männer.
Nach der Statistik kamen 1990 auf 100 Männerarbeitsplätze 21 Frauenarbeitsstellen.
Die Frauenraten in allen Arbeitsbereichen, außer der Landwirtschaft haben sich von 10,5% 1990 nur auf 12% 2002 erhöht. D.h. eine Steigerung von 1,5% nach 12 Jahren und mit aller Beteiligung im Bildungsbereich.
Man kann sehen, dass Frauen mehr in privaten Firmen beschäftigt sind als in staatlichen Einrichtungen. 1996 waren 55,5% in privaten und 39,5% in staatlich Firmen beschäftigt. Im Jahre 2001 hat sich der Anteil in privaten Firmen um 70,81% erhöht und in staatlichen um 29,2% verringert.
Im Vergleich kann man sehen, dass die Beschäftigung der Männer im staatlichen Bereich um 7% gesunken ist aber die der Frauen um 10% [12].
Die Daten zeigen klar die Meinung und Achtung der Regierung gegenüber Frauen. Obwohl Frauen mehr Interesse an Bildung haben und sich immer mehr qualifizieren, bleiben 20,4% der Universitätsabsolventinnen arbeitslos, im Vergleich zu 9,1% ihrer Kommilitonen,
Und das ist nicht einmal die ganze Wahrheit. Da Frauen, die nach dem Studium heiraten, sich nicht arbeitslos melden, kommen sie in der Statistik erst gar nicht vor.
Die islamischen Frauenpolitikrichtlinien, die 1992 veröffentlich wurden, haben unter dem Titel Frauenbeschäftigung, Mutter und Ehefrau zu sein als Hauptrolle für Frauen definiert.
Nach dieser Politik wurden alle Berufe aus geschlechtsspezifischer Sicht in vier Kategorie eingeordnet:
1- Beschäftigungen, die in der islamischen Religion für Frauen geeignet sind wie: Hebamme, Medizin, Lehrerin und Erzieherin
2- Beschäftigungen, der sich das Fraueninteresse anpassen kann wie: Laborwissenschaft, Elektronik, Pharmazeutik, Sozialberaterin, Dolmetscherin
3- Beschäftigungen, die keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern machen , und zu der es keiner besonderer Fähigkeiten bedarf, wie einfache Arbeiten
4- Beschäftigungen, die entweder in Religionssicht oder wegen besonderer Härte nicht für Frauen geeignet sind wie: Richter oder Feuerwehr.
Diese geschlechtsspezifische Sicht auf Beschäftigung bedeutet weitere Hindernisse für Frauen. Aber es ist nicht die ganze Geschichte.
Die Frauenarbeitslosigkeit hat sich im Vergleich zu der von Männern verdoppelt. Obwohl Frauen sich bemühen ihre Bildung zu verbessern bleiben trotzdem Männer die Führungskräfte. Die Frauenrate in Führungspositionen konnte nicht über 3% steigen. Auch im Parlament bilden Frauen nur einen Anteil von 2%.
Nach Meinung von Frauen, die mit der Regierung zusammenarbeiten, wie Frau Jelodarzade, werden bei der Beschäftigung in staatliche Stellen immer noch Männer bevorzugt.
Es gibt die Meinung, dass Frauenbeschäftigung mit wirtschaftlicher Entwicklung gesteigert werden kann. Aber Feministinnen im Iran kämpfen für eine Änderung der Frauenpolitik und gegen Frauendiskriminierende kulturelle Entwicklungen.
Für die Behinderung von Frauenarbeit sind nicht nur Gesetzte, sondern auch Traditionen, Verantwortlichkeiten in Familien, Unkenntnis der Frauenrechte und die wirtschaftliche Situation, verantwortlich.
Nach Meinungsumfragen haben 1992 und 1995 in Teheran 68,8% der Männer und 64,7% der Frauen Hausarbeit als beste Aufgabe für Frauen bezeichnet. 26,9% der Männer und 33% der Frauen waren nicht einverstanden, dass eine Frau Ministerin sei. Zur Zeit gibt es keine einzige Ministerin im Iran.
Nach Forschungen von Zahra Afshar in Städten, sind 51% der ledigen und 63% der verheirateten Frauen berufstätig. Von den erwerbslosen Frauen haben sich 67,4% der ledigen als arbeitssuchend gemeldet, aber nur 4% der verheirateten. Nach diesem Ergebnis kann Heirat auch eine Behinderung von Frauen in der Gesellschaft sein.
Eine Motivation der Frauen zu arbeiten ist für 81% der Familienunterhalt, für 57% die Unabhängigkeit vom Ehemann oder Vater, 34% die Verbesserung der Situation in der Gesellschaft und für 8% die positive Wirkung auf die Familienkultur.
Viele Frauen, die einen niedrigen Lohn verdienen und von den Belastungen der Arbeit und des Haushaltes ermüdet sind, haben ihre Arbeit verlassen, oder würden dies tun, wenn ihre Männer besser verdienen könnten.
Im Iran ist die Idee, dass die wichtigste Rolle für Frauen den Haushalt zu verwalten ist, immer noch vorherrschend. Viele Frauen heiraten nach der Diplomarbeit, und bleiben als Hausfrau zu Hause.
Nach iranischer Forschung über Beschäftigung im Haushalt hat eine Regierungsstelle mitgeteilt, dass Hausarbeit, die unbezahlt ist, mit nationalen Einkünften des Landes vergleichbar ist.
Nach Meinung von Frau Hosseini, Leiterin des iranischen Frauenrates, werden in islamischen Ländern Frauenrechte im Verhältnis zur Familie berücksichtigt und als ein Fundament davon angesehen.
Nach islamischem Gesetz hat der Ehemann das Recht, seiner Frau eine Arbeit, die das Wohlergehen der Familien stören könnte, zu verbieten. Ehefrauen können nur durch Gegenbeweise vor einem Gericht widersprechen.
Aber trotz aller Diskriminierungen hat sich die Frauenrate an Universitäten explosionsartig verändert, was die verantwortlichen Personen beunruhigt und aufregt. Sie haben unterschiedliche Maßnahmen dagegen angeregt.
Manche meinten, dass die Qualität von Akademien sinke, wenn die Anzahl der Jungen geringer ist als die der Mädchen. Um Qualitätsminderung zu verhindern, dürften Frauen nicht mehr als die Hälfte der Studenten ausmachen. Die Verwaltungen von einigen Universitäten haben vorgeschlagen, eine Frauenquote festzulegen. Dieser Vorschlag wurde letztes Jahr, wegen Protesten von Frauen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bis hin zum Parlament, zurück genommen.
Die Regierung bemüht sich mit jedem Trick, den Anteil der Frauen zu begrenzen und in den Händen zu behalten. Aber selbst die Anzahl der TeilnehmerInnen in den Aufnahmeprüfungen führte zu Protesten. Frauen stellen 61% der Teilnehmer.
Haben Frauen bessere Studienbedingungen in den Universitäten, die sich zu Motiven formen lassen? Ganz im Gegenteil.
In vielen Studentenheimen bekommen Frauen weniger oder gar keine Leistungen. In nicht staatlichen Universitäten, wurde nur für Jungen eine Mensa gebaut. Studentenheime für Mädchen haben keine Mensa und Studentinnen müssen selbst ihr Essen kochen.
Universitäten sind der einzige Platz an dem junge Leute offiziell miteinander leben können.
Nach Berichten der Frauenzeitschrift „Zanan“, dürfen Frauen und Männer in manchen Universitätsgebäuden nicht zusammen sprechen und oftmals werden StudentInnen aus diesem Grund exmatrikuliert, obwohl es keine gesetzliche Grundlage dafür gibt.
Es gibt an jeder Universität eine Verordnungen über Frauenbekleidung und Make-up.
Seit langem wird die Trennung von Frauen und Männern diskutiert, am meisten in den Universitäten, die nach der Revolution von islamischen Kapitalisten gegründet wurden.
Manche private Universitäten haben den „Chador“ als Uniform gewählt. In manchen Städten sind die Eingangstüren und Vorlesungsräume für Frauen und Männer getrennt. Dafür wurde eine Menge Geld ausgegeben.
In manchen privaten Universitäten haben Frauen die ersten 3 Tage der Woche Vorlesungen und Männer die letzten 3 Tage. Manche Bänke sind beschildert „nur für Frauen“ oder „nur für Männer“. Trotzdem werden diese ungeschriebenen Gesetzte und Verordnungen von den Studentinnen meistens nicht eingehalten[13].
Was finden die jungen Frauen in den Unis?
Junge Frauen haben außer auf geheimen Partys oder bei Bergsteigergruppen, die nicht für alle möglich sind, nur in Universitäten, die Möglichkeit mit jungen Männern in Kontakt zu kommen. Nur dort können sie ihren Lebensgefährten selbst wählen, und haben die Chance aus den engen Grenzen von Familie und Gesellschaft auszubrechen oder überhaupt die Möglichkeit allein und fern von Eltern in einer anderen Stadt zu leben.
Für Frauen im Iran ist Weiterbildung nicht nur etwas lernen sonder eine Möglichkeit aus der Macht der Familie auszubrechen und ihre Zukunft nach ihren Wünsche zu realisieren.
Grundschulen und Mittelschulen sind alle nach Geschlechtern getrennt. Nur in den Universitäten gibt es Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
In anderen Worten: Akademische Bildung ist für iranische Frauen eine Flucht zur „Freiheit“.
Man sieht, dass die Bemühungen von jungen Frauen nur die Hindernisse der Aufnahmeprüfungen überwinden können. Mit allen anderen Hindernissen, wie Kinder, Schwangerschaft, die volle Verantwortung von Frauen im Haushalt, usw. können sie nicht ihre besten Note behalten. Absolventen im Bereich Bachelor waren zu 40,60% Frauen, im Bereich Diplom 42,18%, Master 25,13%, Medizin oder Doktorarbeit 34,52%.
Die Statistik zeigt nur 1,4% von aufgenommenen Frauen in Universitäten in Vollenden hinaufkommen.
Das wird mit keinem Gedanken der Regierung bedacht. Alle haben ihre Ruhe.
Nach einer Statistik des Forschungszentrums, wurden von 2683 Forschungsprojekten nur 45 Projekte von einer Frau geschrieben, das bedeutet einen Anteil von nur 2%.
Im Jahr 1992 waren 3,8% der Professoren oder Dozenten Frauen. Davon weniger als 1,5% im technischen Bereich, 4,4% in den Naturwissenschaften, 2,7% in der Landschaftstechnik, 8,5% in der Medizin und 6,2% Geisteswissenschaften.
18% der wissenschaftlichen Kommissionen der Universitäten waren Frauen.
In wissenschaftlichen Vereinen entspricht die Frauenrate ungefähr der Rate in den Universitäten, aber nicht auf den hohen Ebenen dieser Vereine.
Außerdem ist die wissenschaftliche Aktivität nicht vergleichbar. Im Physikverein z.B. sind in den Zeitschriften von 68 Artikeln nur 4 von einer Frau verfasst, von 170 übersetzten Artikeln, waren nur 19 von einer Frau. In 12 jährlichen Physikkonferenzen wurden nur 9% der Vorträge von einer Frau gehalten.
Bei der Verfassung oder Übersetzung von wissenschaftlichen Büchern beträgt die Frauenrate 12,2%, in Bereich Mathe und Physik 3,8%.
In anderen Bereichen wie Medizin, Wirtschaft, Gesundheit, Schönheit, Kochen oder Schneiderei beträgt sie insgesamt 21%. Diese Angaben wurden nicht detailliert.
In einer sehr bekannten wissenschaftlichen Zeitschrift wurden von 267 Artikeln insgesamt nur 34 Artikel von Frauen geschrieben, d.h. 13%.
Obwohl 30% der AkademikerInnen Frauen sind, entspricht ihre Beteiligung an den wissenschaftlichen Aktivitäten nicht ihrer Präsenz. Oder in anderen Worten: Die Aktivitäten, die Frauen bis zur Uni zeigen, werden nicht weiter entwickelt bzw. unterstützt.
Besonderes in Bereich Technik hat sich der Frauenanteil nicht vergleichbar mit anderen Bereichen geändert.
Vor 30 Jahren war es 5% und heute liegt sie immer noch bei 6,62%.
Damals wurde in Deutschland die Diskussion geführt, ob getrennte Gymnasien eine Unterstützungsmöglichkeit für Mädchen sein könnte, sich in Technik besser zu entwickeln. Die Gymnasien im Iran sind immer noch getrennt. Warum konnten die Frauen sich also nicht verbessern?
Eine Antwort kann man im Buch von Frau Mehrangiz Kar finden. Damals durfte ein männlicher Lehrer in einem Mädchengymnasium unterrichten, heute jedoch nicht. Es sind z.B. nicht genügend Mathematik Lehrerinnen vorhanden, um alle Gymnasien zu abzudecken, deswegen werden diese entweder geschlossen oder mit einer geringer qualifizierten Lehrerin besetzt. Nur in Großstädten können Eltern dagegen protestieren, damit die Schülerinnen eine erforderliche Lehrkraft bekommen.
Nach einer Befragung von Frauen an den Universitäten sehen diese folgende Probleme, die ihre wissenschaftlichen Aktivitäten behindern:
1- Vollverantwortlichkeit für die Familie.
2- Die dargestellte Frauenrolle in Schulbüchern oder Medien
3- Frauenerziehung
4- Fremdsein von Technik
Nach Meinung von Frau Dr. Djale Shadi Talab könnten viele Hindernisse für Frauenbeschäftigung beseitigt werden, gäbe es die Bereitschaft zu Veränderungen und die Anerkennung internationaler Frauenrechte seitens der Regierung.
Frau Shadi Talab sieht das größte Hindernis für Frauenbeschäftigung in der Politik und dem Programm für Entwicklung. Feministinnen kämpfen dafür, dass die Frauenquoten im Iran realisiert werden. Die sind der Meinung, dass solange es in der Gesellschaft Ungleichheit zwischen Frauen und Männern gibt, die Politik die Frauen schützen sollte.
Es gibt zahlreiche NGO Organisationen, die meist von Frauen gegründet sind und die Frauen unterstützen, eine Möglichkeit zu finden an der Gesellschaft teilzunehmen oder aktiv zu werden.
Frauenrechtlerinnen kämpfen dafür, dass die Iranische Regierung Konventionen gegen Frauendiskriminierung akzeptiert und sich dafür verantwortlich zeigt.
Im Iran gibt es generell keine Gewerkschaften, geschweige denn Gleichstellungsbeauftragte für Frauen.
Wenn man in die Statistiken schaut, zeigen sich viele Widersprüche. Im Hintergrund sieht man ein Land, das mit der Revolution viele Frauen der Unterschicht in die Gesellschaft gebracht hat und sich jetzt bemüht alles unter staatliche Kontrolle zu bringen.
Aber die Frauen haben ein Bewusstsein entwickelt und kämpfen damit für ihre Rechte. Sie wollen leben, lernen, ihr Wissen nutzen und nicht mehr zu Hause gebunden sein. Man sieht diese Entwicklung besonders bei Frauen, die die Mittelstufe bestanden haben. Sie wollen eine Grenze überspringen und ihre eigene Zukunft realisieren. Diese Flucht wird von unterschiedlichen Seiten behindert, trotzdem gibt es jedes Jahr Siegerinnen und mehr Flüchtlinge, sogar explosionsartig.
Quellen:
1) Frauenzeitschrift „Zanan“ Nr. 112;1383;2004
2) Siehe 1
3) Siehe 1
4) Zeitschrift „Farhang Tosee“ Nr. 28;1376;1997
5) Frauenzeitschrift „Zanan“ Nr. 107;1382;2003
6) Siehe 4
7) Frauenzeitschrift „Zanan“ Nr. 123;1384;2005
8) Siehe 7
9) Frauenzeitschrift „Zanan“ Nr. 15 ;1372;1993
10) Siehe 7
11) Mehrangiz Kar „Rafe Taniss Zanan“ gegen
Frauendiskriminierung
12) Siehe 1
13) Frauenzeitschrift „Zanan“ Nr. 115 ;1383;2004