Offener Brief zur Ausstellung “Munaqabba – über Frauen mit Vollverschleierung in Deutschland”

OFFENER BRIEF

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Sehr geehrte Damen und Herren,

vom 21. bis 30. Juni 2019 wird eine Ausstellung mit dem Titel „Munaqabba – Frau in Vollverschleierung, Deutschland“ im Kölner Atelierzentrum Ehrenfeld stattfinden. Die Ausstellung wird durch die Kuratorin Janine Koppelmann und die Fotografin Selina Pfrüner eröffnet. In der Ausstellung werden vollverschleierte Frauen und Ihre Meinungen per Bild oder Video dargestellt und jede Art von Hijab zum Probieren zur Verfügung gestellt. Es werden die Meinungen von den Frauen präsentiert, die nicht möchten, dass ihre Stimme von Männern gehört wird und die die volle Verschleierung als Schutzraum empfinden.

Förderer dieser Ausstellung sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und das Kulturamt der Stadt Köln.
Da die Ausstellung mit öffentlichen Mitteln gefördert wird, erlauben wir uns als Bürgerinnen dieser Stadt, einige Fragen an Sie, die Förderer, zu richten.

Wir fragen Sie, warum Sie diese Ausstellung fördern. Welche förderwürdige Botschaft sendet diese Ausstellung aus? Auf welches politische Mandat bezieht sich Ihre Entscheidung zur Förderung der Ausstellung?

Wir wollen friedvoll zusammenleben und befürworten eine vielfältige Gesellschaft. Dank der Demokratie in diesem Land können Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern, mit verschiedenen Kulturen und Religionen friedlich miteinander oder nebeneinander leben, in einen kulturellen Dialog treten, ihren Glauben praktizieren und nach ihrer Lebensart leben.

Wir fragen uns jedoch, was mit dieser Förderung, die ja nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ideelle Förderung ist, beabsichtigt ist. Es kann doch nicht Ihr Ziel sein, die Vollverschleierung zu normalisieren. Vollverschleierung ist keine Mode!
Die Zahl der vollverschleierten muslimischen Frauen ist unter den Tausenden in Köln lebenden Musliminnen in Köln sehr gering. Warum sollen sie nun auf diese unreflektierte, ja werbende Art und Weise mit öffentlichen Mitteln in den Vordergrund gerückt werden?

Diese Ausstellung propagiert die „Vorteile†der Vollverschleierung und zwar in diesem Rechtstaat, wo nicht die Schleier, sondern die Gesetze die Menschen schützen sollen. Das Bild von Frauen, das in dieser Ausstellung dargestellt wird, ist Gegenteil davon, was die Frauen weltweit in vielen Jahrzehnten erkämpft und erreicht haben!
Hier wird das in patriarchalischen islamischen Ländern existierende und angestrebte Frauenbild, das nach Deutschland getragen wurde, unkritisch und sogar positiv wertend wiedergegeben. Es handelt sich um islamistisch geprägte Länder und Regionen, in denen Frauen von Männern bevormundet und unterdrückt werden. Mittels der Vollverschleierung wird die Existenz der Frau als Individuum im öffentlichen Raum negiert.
Die Vollverschleierung steht in diesen Ländern selbst in der Kritik und die dort lebenden Frauen kämpfen dort gegen den Zwang zur Vollverschleierung und für ihre Selbstbestimmung.
Wenn die Vollverschleierung freiwillig ist, warum gibt es dann in islamischen Ländern Gesetze und Strafen für die Durchsetzung? Die Frauen in Afghanistan, Syrien, Saudi-Arabien, dem Iran oder in der Türkei – um nur einige Länder zu nennen – die die Vollverschleierung ablehnen oder gegen die zunehmende Bevormundung und Verdrängung aus dem öffentlichen Raum protestieren, werden entweder verhaftet oder Opfer von gewalttätigen staatlichen oder zivilen Angriffen von Männern.

„Die Andersartigkeit anderer“ zu zeigen sei ein Ziel der Ausstellung. In den vielen Moscheen in Köln, offiziell sollen es 35 sein, in den vielen muslimischen Kulturzentren, in den islamischen Bibliotheken und Buchläden gibt viele Bücher über Burka, Chador, Niqab, Hijab und andere Arten der Verschleierung, die in der Ausstellung präsentiert werden. Dort gibt es auch die Möglichkeit, diese anzuprobieren. Es gibt genug „islamische Läden“, die diese Kleidung anbieten und verkaufen.
Warum soll die Stadt die Aufgabe der Moscheen und bzw. der islamischen Verbände wie DITIB übernehmen und solche Projekte fördern?

Welches Ziel soll damit erreicht werden? Wenn das Ziel die Stärkung der Frauen aus islamischen Ländern ist, weshalb werden dann mit den Fördergeldern der Stadt nicht solche Projekte gefördert, die Migrantinnen bei Gewalt in der Familie und der Gesellschaft wirklich weiter helfen?
Viele von diesen Frauen, die auf sich alleine gestellt sind und Hilfe suchen, gehen in Moscheen oder zu islamischen Vereinen, da unabhängige Frauenprojekte aufgrund von Geldmangel ihnen nicht helfen können. Damit werden Frauen, die bereits im Alltag unter der Scharia leiden, wieder in die islamischen Zentren gelenkt, welche zur Unterdrückung dieser Frauen beitragen.

Bei der Frage der Vollverschleierung der Frau wäre es sicher auch interessant, sich nicht ausschließlich auf die vermeintliche Freiwilligkeit zu konzentrieren, sondern die Frauen und ihre Männer nach ihrer Haltung zu Grundrechten und Freiheiten in einem demokratischen Staat und einer demokratischen Gesellschaft zu fragen. Was wir definitiv nicht möchten ist die Förderung fundamentalistischer Lebensarten und Weltanschauungen mit öffentlichen Mitteln.

Sie erkennen aus unserem offenen Brief unsere große Besorgnis.
Wir bitten um zeitnahe Beantwortung.
Für Rückfragen steht Ihnen Hellen Vaziry ( hellen.vaziry@gmail.com ) zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Hellen Vaziry, Diplom Ingenieurin (FH) (Ansprechpartnerin)

Hamide Akbayır, MdR Köln, MdL a.D.

Dr. Lale Akgün, Diplom Psychologin, MdB a.D., Politikerin, Autorin

FatoÅŸ Aytulun, Diplom Sozialarbeiterin, Supervisorin & Coach

Sousan Bahadori, Krankenschwester/ Rentnerin

Monireh Baradaran, Sozialwissenschaftlerin und Autorin, Frankfurt

Marliese Berthmann

Ayşe Çalışkan, Lehrerin

Sevgi Demirkaya, Vorstand/Programmleitung KULTURBUNKER

Pervin DoÄŸan, Betreuungsassistentin

Hatice DoÄŸan, Reinigungskraft

Claudia Drost, selbständige Handwerkerin, Wuppertal

Birgit Ebel, Lehrerin und Gründerin der Präventionsinitiative
„extremdagegen!“ in Herford

Parvin Ebrahimzadeh, Migration & Internationale Frauenarbeit

Tima Engels-Akbari, Diplom Sozialpädagogin

Sakine Esen Yılmaz, Gewerkschafterin

Effat Fani Jazdi

Sara Farahzadi

Fahimeh Farsaie, Autorin und Journalistin

Shahla Fasihi, Renterin

Shahla Feyzi, Erzieherin

Çiler Fırtına, Germanistin, Übersetzerin

Birgit Gärtner, Journalistin, Autorin, Hamburg

Zahide Genç

Keivandokht Ghahari, Autorin und Journalistin

Zainab Gharahviski, Psychologie Beraterin Und Gruppenleiterin in
Ganztagsschule

Nezahat Gündoğan, Regisseurin

Tooran Hematian, politische Aktivistin

Birsel K., Krankenschwester

Işılaz Karagöz, Pädagogische Hilfskraft

Khatereh Karimi, Diplom Pädagogin

Monireh Kazemi, Frauenrechtlerin, Frankfurt

NeÅŸe Keskin, Betreuungsassistentin

Hatice Kıraç, Betreuungsassistentin

Satı Kızaran, Mediatorin, Buchhalterin

Özge Kızaran, Studentin

Forouzan Lakzadeh, Lehrerin, Köln

Efat Mahbas, Verantwortlich für den Flüchtlings-Gehörlosen-Verein (Shahrzad e. V.)

Mercedeh Mohseni,Menschenrechtsaktivistin

Minu Nikpay, Dolmetscherin, Ãœbersetzerin, Versicherungsfachfrau

Enssi Rafiee

Ipek Recber, Sängerin

Efat Rezai, Hebamme

Elahe Sadr

Simin Sayad, Pädagogische Fachkraft

Emek Şenol, Diplom Übersetzerin für Englisch, Französisch, Deutsch, Dozentin für Integrationskurse

Aghdass Shabani, Sozialarbeiterin, Hannover

Soraya Shams, Sozialpädagogische Familienhelferin

Firdevs Sinemillioglu, Erziehungswissenschaftlerin (BA)

Ferdos Tadjdini, Ãœbersetzerin und Mediatorin

AyÅŸe Tekin, Journalistin

Şükran Ünver, Krankenschwester

Hamila Vasiri, Frauenhaus Mitarbeiterin

Sinem Yıldız, Kosmetikerin

Ilkay Yılmaz, Dipl. Betriebswirtin, Politikwissenschaftlerin, M.A

Ahsen Yücel, Erzieherin

Mina Zarin, politische Aktivistin

Unterstützerinnen:

Iranisch-Deutscher Frauenverein Köln

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