Rede der iranischen Frauengruppe in Frankfurt zum 8 März 2008

Liebe Frauen,

der 8. März ist für uns Frauen immer ein guter und schöner Anlass, um zusammen zu kommen, uns über unsere Erfahrungen; unsere erreichten, nicht erreichten und neuen Ziele aus zu tauschen, zu feiern und zu tanzen.

Seit dem Frauen vor 100 Jahren zum ersten Mal auf die Straße gingen, um für ihre Rechte und für die Gleichberechtigung zu demonstrieren, ist viel erreicht worden
und dies fast immer gegen die Widerstand der Männer.

Doch Frauen haben sich durch die patriarchalen Widerstrebungen (Widerstand für den Erhalt des patriarchalen System) nicht entmutigen lassen
Darauf können wir stolz sein, und feiern.

Feiern und Tanzen, so leicht ausgedrückt,
Feiern und Tanzen am 8. März, eine Selbstverständigkeit für uns alle, die hier stehen.
Doch es ist nicht überall so auf der Welt,
nennen wir beispielsweise den Iran.
Dort können Frauen heute nicht feiern und tanzen.
Dort müssen Frauen Angst haben und sich heute verstecken.

Jetzt kann einer sagen, was ist denn so schlimm daran, dass man sich an einem Tag im Jahr verstecken muss?
Und wir sagen, aber Frauen verstecken sich nicht nur, weil sie heute nicht demonstrieren dürfen,
nein Frauen müssen sich im Iran immer verstecken.
Und zwar wortwörtlich: Nämlich durch eine frauenfeindliche und menschenverachtende Zwangsverschleierung.

Das heißt auch immer und überall
Frauen müssen ihren Kopf bedecken – Immer und überall muss ein Kopftuch oder der Tschador getragen werden:
Auf der Strasse, im Büro, beim Einkaufen, im Kino, am Strand, einfach immer und überall –
und das gilt auch für jede Frau egal ob Muslemin oder Christin;
einheimisch oder Touristin; also auch Menschen wie Sie.

Für Frauen und Mädchen im Iran ist dies seit 27 Jahren eine traurige und gewalttätige Realität.
Denn diese Zwangsverschleierung wird brutal durch Schlägertruppen des islamischen Regimes durchgesetzt.

Doch die Zwangsverschleierung ist ja nur die eine sichtbare und alltägliche Erniedrigung.

Die Geschlechterapartheid an herrscht überall,
Sie zeigt sich in ungleichen Rechten und Gesetzen für Mann und Frau.
Sie zeigt sich in Verfolgung von Frauenrechtlerinnen und ihre Demütigungen in der Öffentlichkeit oder auch
Sie haben es bestimmt schon gehört – liebe Frauen –: in der Todesstrafe durch Steinigung.

Erzeugen von Angst, Bedrohen, Bestrafen, Verfolgen und Erniedrigen
das sind die Methoden der Diktatur unter islamischem Zeichen.

Und für die Frauen und Mädchen im Iran und in vielen anderen moslemischen Ländern ist dies alltägliche Gewalt.

Trotz allem gibt es Millionen von mutigen Frauen, die versuchen sich zu wehren.
In ihrer Methodenauswahl sind sie sehr kreativ und vielfältig.
Sie tragen Kopftücher in bunten Farben und unterschiedlichem Design.

Aber selbst das soll jetzt verboten werden.
Die Mullahs bereiten ein abartiges Gesetz vor, um eine einheitliche Kleiderordnung einzuführen.

Das Innenministerium,
das Ministerium für islamische Propaganda,
Islamische Handelskammer, Fernseh- und Rundfunkanstalten,
Vertreter des Militärs und der Revolutionswächter sind bei der Entwicklung dieser Kleiderordnung für Frauen und Mädchen beteiligt.

Man fragt sich, was hat die Kleidung der Frauen für so eine Bedeutung, dass sich so viele Ministerien damit beschäftigen?
Nicht nur, dass Frauen geringere Rechte haben, unterdrückt, diskriminiert und bevormundet werden,
nun soll ihnen auch noch das letzte Recht auf äußerliche Individualität genommen werden.
Denn dann wären die Frauen endgültig unterschiedslos und gesichtslos.

Wir unterstützen die mutigen Frauen und Mädchen, die diese Gesetze überflüssig machen und solidarisieren uns heute – am Internationalen Frauentag – besonders mit ihnen.

Unser Appell richtet sich auch an Sie liebe Frauen.
Lassen Sie uns gemeinsam was gegen die Geschlechterapartheid im Iran tun.

Manche von Ihnen werden sich vielleicht fragen:
Was kann ich denn konkret machen? Wie kann ich persönlich helfen.

Dazu sagen wir:
Wo immer in Deutschland über unterschiedliche Kulturen geredet wird, ob in Betrieben, im Verein, in der Kneipe, im Fernsehen oder in Diskussionen auf der Straße
– Glauben Sie keinem Artikel in der Zeitung und keinem moslemischen Funktionär der behauptet „es gäbe spezielle Menschenrechte im Islam“

– Sagen Sie „Nein“ wenn Politiker behaupten, dass Frauenrechte Teilbar sind

– lassen Sie nicht zu, dass Demokratie und Bürgerrechte relativiert werden

Nein

Aufklärung, Emanzipation und Menschenrechte sind allgemein,

sie sind nicht teilbar,

sie gelten für alle.

Iranische Frauengruppe in Frankfurt – 08. März 2008

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